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1.1 Die Geschichte des Kakaos

Ursprung

Der Ursprung des Kakaobaums liegt vermutlich im nördlichen Teil Südamerikas und im Amazonasgebiet. In Zentralamerika wurden bereits Kakaobohnen geerntet, bevor die Azteken um 1200 die Umgebung des heutigen Mexiko-Stadt von den Tolteken eroberten.

Europa lernte den Kakao erst im 16. Jahrhundert kennen, nachdem der spanische Eroberer Hernán Cortés 1521 in Mexiko gelandet war. Zu seiner Verwunderung betrachteten die Einheimischen ihn als die Reinkarnation einer ihrer Götter. Sie überschütteten ihn mit Geschenken, u. a. Kakaobohnen, die sie als Zahlungsmittel verwendeten. Cortés nahm die Bohnen mit nach Spanien.

Die Azteken verwendeten die Kakaobohnen auch als Genussmittel. Sie schälten sie, rieben sie fein und mischten die Bohnen mit anderen Produkten zur Verbesserung des Geschmacks.

Entdeckungsreisen

Die Zeit der Entdeckungsreisen bedeutete nicht nur eine fundamentale Veränderung des Weltbilds. Sie führte, vor allem in den europäischen Städten, auch zu tief greifenden Veränderungen der Ernährungsweise. Kaum bekannte Produkte wie Kaffee, Tee, Mais, Kakao und Tabak kamen in jener Zeit nach Europa. Auch Zucker wurde viel verschifft. Der Grund: Die in kurzer Zeit erfolgte enorme Erweiterung des Zuckerrohranbaus auf den westindischen Inseln. Mit der steigenden Zuckereinfuhr nach Europa nahm auch der Verbrauch von Kaffee und Kakao zu.

Die niedrige technische Entwicklungsstand behinderte den Kaffee- und Teeverbrauch nur unwesentlich. Beim Kakao war das anders. Wohl aus diesem Grund nahm der Kakaoverbrauch in Europa, außer in Spanien, nicht so schnell zu wie der von Kaffee und Tee. Außerdem konnten Kaffee und Tee einfach und problemlos angebaut werden.

Nicht nur in den Kolonien, sondern auch in Spanien waren mit Wasser und Zucker zubereitete Kakaogetränke im 16. Jahrhundert sehr beliebt. Im restlichen Europa wurden diese Getränke erst später bekannt - in den Niederlanden zwischen 1610 und 1640.

Die Verarbeitung der Kakaobohnen ähnelte der mexikanischen Zubereitungsweise. Die Kakaokerne wurden auf beheizbaren Mahlsteinen mit einer Handwalze feingemahlen. Von Zeit zu Zeit holten europäische Händler neue Mahlsteine aus Mexiko.

In Europa behielt Spanien den Kakao zunächst im eigenen Land. Danach hielt er Einzug in die europäischen Höfe und später ins Großbürgertum. Für den Normalbürger war Kakao jedoch weiterhin unerreichbar. Der Verbrauch blieb hinter der Kakaobohnenproduktion in Zentralamerika zurück. Der Kakaohandel rührte darum in Europa die Werbetrommel. Um 1680 begann in den Niederlanden und in Frankreich eine auffallende Verbreitung von Büchern, in denen Kaffee, Tee und Kakao als Nahrungs- und Genussmittel angepriesen wurden. Um 1685 schrieb der niederländische Arzt Cornelis Decker alias „Bontekoe“ ein Buch über Kaffee, Tee und Schokolade. Wahrscheinlich hatte er den Auftrag dazu von niederländischen Kaufleuten bekommen.

1700 bis 1850

Langsam aber sicher wichen die Hersteller von der Gewohnheit ab, die Kakaogetränke mit Wasser und Zucker zuzubereiten. Sie verwendeten immer häufiger Milch, Eier und Wein. Schokolade wurde immer öfter in fester Form konsumiert.

Im 18. Jahrhundert wurde die Technik der Schokoladenzubereitung verbessert. Zum Zermahlen der Kakaokerne verwendeten die Kakaoverarbeiter zu jener Zeit neben Mahlsteinen auch Mörser oder Reibschalen und Mahlkessel mit Eisenkugeln. In jener Zeit wurde empfohlen, den Kakao zu entfetten und aus der teilweise entfetteten Kakaomasse Schokolade herzustellen. Die Kakaobutter, die beim Pressen der Kakaomasse entstand, wurde für die Zubereitung von Medikamenten verwendet.

In jene Zeit fällt auch der Anfang der industriellen Zubereitung von Schokolade. Ein Begriff wie „Fabrik“ muss in diesem Zusammenhang noch nicht allzu wörtlich aufgefasst werden. Es handelte sich in fast allen Fällen um Handwerksbetriebe mit einigen Arbeitern.

In den Niederlanden gründete Casparus van Houten im Jahr 1815 das Unternehmen C.I. van Houten & Zoon. 1828 erhielt Coenraad Johannes van Houten auf zehn Jahre das Monopol für die Herstellung der von ihm verbesserten „Pulverschokolade“. Die Herstellung erfolgte durch Pressen der Kakaomasse.

1818 gab es in den Niederlanden 27 Schokoladenfabriken. 15 davon hatten ihren Sitz in der Provinz Zeeland. Dennoch betrug die niederländische Kakaobohneneinfuhr im Jahr 1850 noch immer nur 225 Tonnen. Der Export von Kakaoprodukten lag bei ungefähr 22 Tonnen.

Nach der industriellen Revolution wurde die Produktion von Verarbeitungsmaschinen erheblich verstärkt. In Frankreich wurden viele Walzmaschinen (SAVY) hergestellt. 1834 wurde in Deutschland die Maschinenfabrik J.M. Lehmann-Dresden gegründet. Diese Fabrik nahm bis zum Zweiten Weltkrieg eine führende Position in der Herstellung von kakaoverarbeitenden Maschinen ein. Weitere bekannte Lieferanten der Kakao- und Schokoladenindustrie waren oder sind: Baker Perkins, Barth, Bauermeister, Bühler, Carle & Montanari, Duyvis, Nagema und Probat.

Die Entwicklung der Milchschokolade ist für die Kakaoindustrie von großer Bedeutung gewesen. 1875 gelang dem Schweizer D. Peters die Zubereitung. Über die Umstände und Besonderheiten, die zur Entdeckung der Milchschokolade geführt haben, ist wenig bekannt. Entscheidend war wahrscheinlich die Bekanntschaft von Peters zu dem Chemiker Henri Nestlé, der an Kindernahrungsmitteln arbeitete. Nestlé stellte in diesem Rahmen auch eingedickte Milch her.

Für die niederländische kakaoverarbeitende Industrie war die starke Entwicklung der Kakaopulverherstellung und der damit verbundene Kakaobutterertrag charakteristisch. Von 1850 bis 1900 stieg der Export von 20 auf 2000 Tonnen.

Die Popularität des Kakaopulvers als Nahrungsmittel ist vor allem C.I. van Houten zu verdanken. Er entdeckte die Alkalisierung des Kakaos. Durch dieses Verfahren bekommt der Kakao einen stärkeren Geschmack und eine dunklere, rotere Farbe. Der zunehmende Ertrag von Kakaobutter deckte den steigenden Bedarf für die Herstellung von Milch- und Schmelzschokolade nach Schweizer Vorbild. Schließlich führte der kontinuierlich steigende Bedarf an Kakaobutter wiederum zu einem starken Anstieg des Kakaopulvervorrats.



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