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3.1.2 Der Aufbau einer Presse

Pressen gibt es in zahlreichen Ausführungen. Es gibt sie mit einer geringen Zahl von Kammern, die meistens in den kleineren Schokoladenindustrien verwendet werden, und es gibt Pressen mit 12 oder 14 Kammern (vielfach in der Kakaoindustrie eingesetzt) und auch doppelte Pressen. Die doppelten Pressen verfügen in der Mitte über ein kombiniertes Plungergehäuse und an beiden Seiten über Kammern und Drücker. Sie werden aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr eingesetzt.

Abbildung 3.1: Kakaopresse (14 Kammern) (Duyvis)


Man unterscheidet bei dieser Presse zwischen folgenden Teilen:

A. Plungergehäuse mit Hauptplunger
B. Lineal
C. Säulen
D. Füllsysteme
E. Auslassventile

Das Plungergehäuse (A) ist mit zwei Säulen (C) mit dem rückwärtigen Stück der Presse verbunden. Diese Konstruktion muss Kräfte von gut 1450 Tonnen auffangen, die hydraulisch über den Hauptplunger auf die Kammern und Drücker ausgeübt werden.

Die Druckkraft des Plunger wird folgendermaßen berechnet: Druckkraft = 2640 cm2 (Plungeroberfläche) x 550 bar (hydraulischer Öldruck) = etwa 1450 Tonnen.

Spezielle Konstruktionen und Materialien sorgen dafür, dass die Säulen eine akzeptable Lebensdauer haben. Durch die ständig wechselnde Belastung sind die Säulen ein anfälliger Teil der Presse.

Die Säulen gibt es in zwei Basisausführungen: zum einen mit einem Gewinde und Muttern am Endstück und zum anderen mit speziell geformten Verdickungen am Endstück, die in das Plungergehäuse und in das Endstück der Presse eingeklemmt werden. Die zweite Ausführung wurde in einem Versuch, die Nachteile der Gewindeausführung zu umgehen, entwickelt. Im Gewindekern treten nämlich im Laufe der Zeit zunächst Metallermüdung und dann Risse auf.

Die Presskammer ist mit einer dicken Metallplatte mit einem darin befindlichen großen, runden geschliffenen Loch vergleichbar. Der Drücker ist im Prinzip eine dünnere Platte mit Kanälen für die Butterabfuhr. An einer Seite verfügt der Drücker über einen angebauten zylindrischen Teil, der exakt in die Öffnung der Presskammer passt. Der Drücker kann sich dadurch in die Kammer schieben. Einen solche Kammer mit zugehörigem Drücker nennt man „Set“.

Abbildung 3.2: Kammer- und Drücker-System (Duyvis)


Die Kammern und Drücker sind alternierend zwischen dem Plungergehäuse und dem Endstück montiert. Die Säulen sorgen für die Leitung. Das gesamte Paket kann dadurch entlang der Säulen ineinander- und auseinander geschoben werden. Jede Kammer wird mit Federn an die flache Seite des Drückers des daneben befindlichen Sets gedrückt, damit die Presskammer beim Pressen geschlossen bleibt.

An beiden Seiten des Drückers ist eine Pressplatte angebracht. Pressplatten sind Stahlplatten mit feinen Rillen an der Vorderseite. Über diesen Rillen befindet sich eine grobe Stahldrahtmatte oder eine perforierte Platte und eine oder zwei feiner gewebte Stahldrahtmatten. Da die Drähte dieser Matten hin und wieder kaputtgehen und im Presskuchen landen, muss zumindest die oberste Matte aus magnetischem Material hergestellt sein. Die Drähte können dann mit Magneten vor oder nach dem Feinmahlen entfernt werden.

Abbildung 3.3: Pressplatte (Duyvis)

In die Pressplatte sind außerdem kleine Löcher eingelassen. Sie verbinden die Rillen an der Vorderseite mit den Kanälen an der Rückseite, die wiederum in die Butterabfuhrkanäle des Drückers münden. Jede Presskammer oder jeder Napf hat an beiden Seiten die Möglichkeit, die gepresste Butter über die Drücker aus der Presse herauszupressen.

Die Pressplatte wird mit einem Filzring abgedichtet, der an der Umrandung zwischen Pressplatte und Napf befestigt wird. Diese Dichtung sorgt dafür, dass beim Pressen keine Masse aus dem Napf treten kann.

Auf der Presse ist ein sogenannter Masse-Füllbehälter angebracht. Über diesen Masse-Füllbehälter und spezielle Hochdruckschläuche wird die Masse zu den Füllsystemen der Presse transportiert.

Es gibt zwei Typen von Füllsystemen: zum einen Systeme, die an der Außenseite der Kammern angebracht sind, zum anderen Systeme, die an zentraler Stelle in den Drückern angebracht sind. Beide Füllsysteme verfügen über ein eingebautes Rückschlagventil, das dafür sorgt, dass Masse oder Presskuchen nach dem Füllen und während des Pressens nicht über das Füllsystem in die Presskammer zurückfließen kann. Würde dies geschehen, käme es im nächsten Presszyklus zu Verstopfungen im Masse-Zufuhrsystem.

Der hydraulische Druck (500 bis 550 bar) – erforderlich, um den Plunger aus dem Plungergehäuse zu drücken und das Paket von Kammern und Drückern zusammenzupressen – kommt von einer hydraulischen Pumpeneinheit. Diese Einheit ist getrennt von der Presse aufgestellt.

Zwei hydraulische, im Endstück der Presse angebrachte Ausdrückzylinder sorgen für das Öffnen der Presse. Diese Ausdrückzylinder laufen durch das gesamte Paket von Kammern und Drückern. Der Druck für diese Zylinder kommt von der hydraulischen Pumpe.

Die sogenannten Mitnehmerachsen oder Mitnehmerplatten, die auf den Kammern und Drückern angebracht sind, sorgen beim Öffnen der Presse dafür, dass die Kammern und Drücker den gleichen Abstand zueinander behalten.

Die Presse wird mit Niederdruckdampf oder einer geeigneten Heizflüssigkeit auf 95 bis 100 °C gehalten.



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